Ein Erfahrungsbericht unserer Praktikantin Johanna Seidel
Im Februar 2019 startete ich kurz nach Beendigung meines Bachelorstudiums mein Praktikum bei Fv2 Architektur. Was anfangs nur als dreimonatige Zwischenstation geplant war, wurde ein knappes halbes Jahr voller Erfahrungen und Learnings, von denen ich für meinen weiteren Weg profitiere. Während es viele Gründe gab, warum ich Teil des FV2 Teams werden wollte, reizte mich besonders die Sanierung einer Mini-Wohnung in einem Einzeldenkmal von 1882. Bereits bei meinem Bewerbungsgespräch erzählte mir Felicia von der Aufgabe, die ich als Praktikantin betreuen sollte.
Die Sanierung der Mini-Wohnung war eine große Chance ein Projekt von Beginn an zu begleiten, alle Abläufe kennen zu lernen und zu koordinieren und eigene Ideen umzusetzen.
So startete ich an meinem ersten Arbeitstag mit einer Besichtigung der Wohnung, die noch möbliert war, und begann die Räume auszumessen. Am Anfang galt es die Entrümpelung der Räume zu organisieren, detaillierte Plangrundlagen zu erstellen und eine neue Raumeinteilung zu entwerfen.
Nachdem wir im Team einen Grundriss für die bestmögliche Umstrukturierung gefunden hatten, erstellte ich eine ausführliche Broschüre über die geplanten Veränderungen wie Abriss von Innenwänden und Innenausbauten. Besonders aufregend war für mich das persönliche Einreichen eines Antrags auf Denkmalschutzrechtliche Erlaubnis für den Umbau bei der Unteren Denkmalschutzbehörde. Umso größer war die Freude als bald nach der Präsentation eine positive Rückmeldung im Büro ankam. Es konnte losgehen!
So begannen also die aufwendigen Rückbauarbeiten, wobei immer wieder Überraschungen unter unzähligen Bodenbelagsschichten und hinter Vorbauten auf uns warteten. Im nächsten Schritt begann der Rohbauer in Abstimmung mit dem Statiker Stahlträger- und stützen einzubauen, um anschließend die Innenwände abzureißen, die die Wohnung kaum bewohnbar gemacht hatten.
Sobald das Apartment in diesen Rohbauzustand zurückversetzt war, konnten HLS-Installateur und Elektriker mit der Ausführung unserer Planung beginnen. In diesem Bereich konnte ich mit Felicias Hilfe und unermüdlichem Nachfragen bei den Handwerken ein Grundlagenwissen aufbauen und kann vor allem die Erkenntnisse aus der Umsetzung bis heute anwenden. Anschließend stellten Maler und Parkettleger die Oberflächen fertig. Auch hier erfuhr ich viel über Putze, Verlegungen und Bodenaufbauten.
Im nächsten Schritt wurden die Innenausbauten nach unseren Plänen entwickelt: Elemente wie die Küche und der Einbauschrank, aufgrund der Wohnungsgröße aber auch eine raumhohe Falttür und ein Sichtschutzelement für das offene Bad. Gerade weil der Platz knapp ist, gab es hier die Chance, sich innovative und platzsparende Lösungen zu überlegen. In der Zusammenarbeit mit dem Schreiner lernte ich viel über Materialien, Dimensionierung und Planung, und darüber, was im Bereich des Möglichen liegt.
Besonders zufriedenstellend war der Moment des Einbaus und der Fertigstellung, wenn man sehen konnte, was man sich monatelang auf Papier überlegt hatte.
Der Bauablauf hat mir über die Wochen hinweg gezeigt, an welchen Stellen ich noch Wissenslücken habe und wie viele unzählige Aufgaben zum Beruf der Architektin gehören. Im Laufe des Projektes habe ich nicht nur Vieles über Konstruktion, Gebäudetechnik und Ausbau gelernt, sondern vor allem die menschliche Komponente als extrem wichtig erlebt. Ein Bauprojekt gelingt nur dann, wenn die Zusammenarbeit mit allen Beteiligten funktioniert und die Planungen der verschiedenen Fachplaner kontinuierlich integriert werden. Ich habe gelernt, wie wichtig es ist, deutlich und präzise zu kommunizieren, hartnäckig zu bleiben und versprochene Leistungen einzufordern. Mit einer Balance aus Geduld, Humor und Durchhaltevermögen können Projekte erfolgreich sein. Besonders als junge Frau auf der Baustelle konnte ich von Felicia lernen, wie man “seine Frau” steht und sich in einer Männerdomäne bewährt.
Die Sanierung der Mini-Wohnung hört sich nach einem spannenden Projekt an?
Erfahren Sie mehr über die einzelnen Bestandteile des Projekts „JAHN 25 – Klein aber fein“ auf unserer Projekte-Seite und lassen Sie sich von den Fotos der modernen, denkmalgeschützten Mini-Wohnung von unserer Arbeit überzeugen.