Von der Schreinerei ins Architekturbüro
Ein Bericht unserer Werkstudentin Sarah Baumann
Für viele vielleicht nicht auf den ersten Blick zu erkennen, aber Schreiner(in) und Architekt(in) sind zwei Berufe, die viel miteinander zu tun haben.
Bereits während der Ausbildung wird klar, beide Berufe haben einige Schnittstellen. Meine Lehre half mir nicht nur für den Berufseinstieg ins Architekturbüro, auch in der Universität habe ich Vorteile gegenüber meinen Kommilitonen. Denn bereits in der Ausbildung zur Schreinergesellin ist das technische Zeichnen von Beginn an, neben dem Handwerk, ein großes Lerngebiet.
„Teil der Ausbildung ist, wie im Architekturstudium, nicht nur das händische Zeichen und Skizzieren, sondern auch das Bedienen von CAD Plattformen.“
Vor allem das Vorwissen im dreidimensionalen Denken, dass einem in der Ausbildung vermittelt und gelehrt wird und der regelmäßige Umgang mit CAD Programmen ist ein optimaler Einstieg für die Architektur. Die dreijährige Ausbildung beschränkt sich nicht nur auf das Fachgebiet Holz, auch Trockenbau, Wärmedämmung, Treppen, Fenster, Türen und gestalterische Grundprinzipien sind Teil der Theorie.
Neben dem theoretischen Wissen ist der größere Teil natürlich das handwerkliche Arbeiten. Hier unterscheiden sich die zwei Berufe am meisten. Das theoretisch vermittelte Wissen wird gleich in der Praxis angewendet und lässt einen bestimmte Vorgehensweisen und Zusammenhänge schneller erkennen. Für mich persönlich war vor allem das handwerkliche Wissen von Bedeutung. Auch zukünftig kann ich im Alltag und im Privatleben mein handwerkliches Grundwissen regelmäßig anwenden und mich somit stetig weiterentwickeln.
DAS GESELLENSTÜCK: PLANEN UND BAUEN EINER HAUSBAR
Um den Abschluss der Ausbildung zu absolvieren wird das Entwerfen, Planen, Koordinieren und Bauen eines Gesellenstücks angestrebt. Nach vielen verschiedenen Ideen und mehreren Entwürfen, habe ich eine Hausbar entworfen, geplant und gebaut. Das von außen recht schlicht wirkende Möbel beinhaltet viele einzelne Arbeitsschritte. Teil der Abgabeleistung sind Pläne im Maßstab 1:1, Darstellung der Entwurfsfindung, Gestaltung und schlussendlich das Fertigen des Möbels.
„Der Schrank sollte ein Möbel für eine langanhaltende Dauer sein.“
Heißt ein Möbel, dass nach einem Umzug flexibel genutzt werden kann und nicht alters-, oder platzabhängig ist. Da der obere Kasten komplett auf Gehrung verleimt wurde und somit auch von der Rückseite ansehnlich ist, kann dieser gegen die Wand oder frei in den Raum gestellt werden. Die äußerliche Erscheinung besteht aus drei Komponenten. Messing, Eschenmassivholz und schwarz gebeiztem Eschenfurnier. Innen gibt es mehrere Details, die alle eine sinnvolle und nutzbare Verwendung haben. Verstauungsmöglichkeiten für unterschiedliche Gläser, Schubladen die gleichzeitig als Ausschank Tablar dienen und Stauraum für jegliche Flaschenformate.
FREUDE AM HANDWERK MIT DER THEORIE VERKNÜPFEN
Für mein jetziges Studium hat mir die handwerkliche Ausbildung einiges erleichtert. Die größten Unterschiede liegen vor allem zwischen dem theoretischen und praktischen Arbeiten. Lernt man beide Seiten kennen, kann man sich hieraus einen guten Überblick verschaffen, um bauliche Details besser zu verstehen. Abläufe in der Praxis und Verfahren in der Theorie sind dadurch leichter nachvollziehbar und optimal miteinander kombinierbar. Mit dieser Aussicht ist es einfacher Fehler im Vorfeld zu vermeiden, um Verzögerungen entgegenzuwirken. Obendrein ist die Hemmschwelle von Beginn an gering, vor allem als Frau, mit Handwerkern zusammen zu kooperieren. Was ich an beiden Berufen am meisten schätze ist, dass ich meine Gedanken frei umsetzten kann, ohne auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein.