Sanierung einer Backsteinfassade im Dreimühlenviertel
Im Dreimühlenviertel in München, wo einst die Hufen gescharrt wurden und die Kutscher ein- und ausgefahren sind, finden sich heute großzügige Wohnungen mit besonderer Geschichte im ehemaligen Pferdestall. Das historische Denkmal, das im Jahr 1883 erbaut wurde, lag ursprünglich vor den Toren der Stadt München und bot neben der Nutzung als Pferdestall auch Wohnungen im ersten Geschoss. Das Vordergebäude, das eine Gastwirtschaft und zum Pferdestall ausgerichtete Zimmer zur Vermietung für die Kutscher unterbrachte, entstand zwölf Jahre später.
Durch die umfassenden Sanierungsarbeiten der Architektin Felicia Specht erstrahlt das Einzeldenkmal, welches Sie auch in unserem Showcase, dem PFERDESTALL, genauer betrachten können, nun in neuem Glanz. Neben vielen anderen Sanierungsmaßnahmen stellte die Erneuerung der denkmalgeschützten Ziegelfassade ein besonderes Highlight der Altbausanierung dar, mit der sich dieser Artikel detaillierter befasst.
Die Sanierung der Backsteinfassade im Jahre 2019
Die zweifarbige Mauerwerksfassade mit Holzfachwerk ist eine Seltenheit in München, die einen sensiblen Umgang und eine fachkundige Analyse der Substanz erforderte. Das Restaurieren von denkmalgeschützten Ziegelfassaden kann als Kunsthandwerk verstanden werden, das nur ausgewählte Firmen in Süddeutschland beherrschen, sodass wenige Fachleute zur Verfügung standen.
Nachdem 120 Jahre nach der Erbauung des Pferdestalls vergangen waren, wies die Fassade starke Verschmutzungen auf. Bevor der denkmalgeschützten Fassade zu neuem Glanz verholfen werden konnte, stand die sorgfältige Kartierung des Mauerwerks zu Beginn der Arbeiten. Dabei wurden vorhandene Schadensbilder aufgenommen. Die Bestandsaufnahme der Fugenfarbe und Ziegelfarbe konnte erst nach einer partiellen Reinigung erfolgen.
1. Bestandsaufnahme:
Die Bestandsaufnahme im Rahmen der Sanierung der Backsteinfassade ergab, dass unterschiedliche Ziegel an der Vorder- und Rückfassade verbaut wurden. Die geringere Qualität des Mauerwerks an der Rückseite des Gebäudes wurde durch die poröse Oberfläche der Ziegel ersichtlich. Die ungleiche Behandlung der Fassaden war damals üblich, indem die repräsentative Vorderseite als Schmuckseite des Gebäudes hervorgehoben wurde.
Auf allen Fassaden im Erdgeschossbereich fehlte Fugenmörtel, sodass man das Mauerwerk bis auf den Setzmörtel einsehen konnte. Dies ist auf die ursprüngliche Nutzung des Gebäudes als Pferdestall zurückzuführen. Die salzhaltige Feuchtigkeit, die die Pferde ausgeschieden haben sammelte sich im Stall an. Durch den fehlenden Fugenmörtel konnte sie besser durch das Ziegelmauerwerk diffundieren. Die Salze der Feuchtigkeit haben sich in der Wand abgelagert und werden nur durch Eintrag von Feuchtigkeit aktiviert und an der Oberfläche in Form von weißen Ausblühungen sichtbar. Die weißen Verfärbungen auf dem roten Ziegelmauerwerk erinnern an vergangene Tage.
2. Reinigung der Backsteinfassade:
Die Reinigung der Fassade durch das Partikelstrahlverfahren musste behutsam erfolgen, da die Gefahr der Beschädigung und Aufnahme von Feuchtigkeit der Ziegel bestand. Erst durch die vollflächigen Befreiung von Schmutz kam das zweifarbig gemauerte Mauerwerk im Obergeschoss zum Vorschein, das der Fassade ihren einzigartigen Charakter verleiht. Hierbei wurden die Farbe beim Erstbrand mit zwei unterschiedlichen Engoben in den Ziegel eingebrannt und keine zusätzliche Glasur verwendet. Außerdem zeigten sich im Laufe der Reinigungsarbeiten die roten Fugen zwischen den Ziegelsteinen, die später die Farbe für den fehlenden Fugenmörtel im Erdgeschoss vorgaben.
3. Zurück zum ursprünglichen Ausdruck des Gebäudes:
In den vergangenen 120 Jahren erlebte der ehemalige Pferdestall unterschiedliche Eingriffe und Veränderungen, die weder bautechnisch sinnvoll noch denkmalgerecht nachvollziehbar waren. Dazu gehören beispielsweise die Überdeckung des Übergangs zwischen Fassade und Sockel mit Betonmörtel oder die Begradigung der Segmentbögen der Fassadenöffnungen. Um den ursprünglichen Ausdruck des Gebäudes wiederherzustellen, wurde der Betonmörtel abgeschlagen und durch ein umlaufendes Kupferblech ersetzt. Auch die Segmentbögen wurden wieder geöffnet. Während einige Fenster restauriert werden konnten, wurden andere durch denkmalgerechte Fenster ersetzt.
4. Hin zu neuem Glanz, der die Geschichte vergangener Tage erzählt:
Um dem neu erstrahlten Altbau eine würdige Umgebung zu schaffen wurde der Innenhof umgestaltet und von der 10 cm dicken Asphaltschicht befreit. Ein neuer Belag aus recyceltem Kopfsteinpflaster ermöglicht die Versickerung von Regenwasser. Der üppig begrünte Innenhof mit Wiesen, Rhododendren, Kräutern und Wein komplettiert das Bild der Fassade des Denkmals, das auch in seinem neuem Glanz noch immer die Geschichte vergangener Tage erzählt.
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